Dienstag, 24. August 2021 Share: YouTube RSS

Afghanistan: Hilfskräfte in Not

Ein behutsamer Balanceakt: Deutsche Hilfsorganisationen sorgen sich um ihre lokalen Mitarbeiter in Afghanistan, wollen aber auch weiterhin unter den Taliban agieren.

Marga Flader, Vorstandsvorsitzende des Vereins Afghanistan Schools, ist seit mehr als 30 Jahren im Land aktiv. Die Organisation entschied sich frühzeitig, in der afghanischen Hauptstadt Kabul nicht zu arbeiten. Vor allem im Nordwesten des Landes tragen sie dazu bei, den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten und ihr Personal zu qualifizieren.

Die Welthungerhilfe, eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland, ist dabei, ihre Büros in Afghanistan wieder zu eröffnen. Deutsche Soldaten arbeiten mit Kräften aus anderen Ländern zusammen, um ihren Landsleuten und Afghanen, die mit ihnen zusammengearbeitet haben, bei der Ausreise zu helfen. Die aktuelle Situation der humanitären Hilfe in Afghanistan ist komplex.

Zwei Wochen vor der Eroberung Kabuls durch die Taliban flogen ein deutscher Arzt und seine Frau in die Hauptstadt, um dort mit lokalen Kräften zu trainieren. Vergangene Woche verließen sie dann das Land mit einem deutschen Evakuierungsflug. Infolgedessen hat sich laut Deutschlandfunk der Fokus auf die Evakuierung lokaler Mitarbeiter verlagert.

Vor Wochen haben die Taliban im Norden des Landes die Macht übernommen, die Schilder für eine Bildungseinrichtung für Frauen und Mädchen entfernt. Nach Gesprächen mit lokalen Taliban-Vertretern durften sie offen bleiben. Nach der Vereinbarung durften Männer keine Frauen mehr unterrichten und Frauen mussten von einem Mann zur Schule begleitet werden.

Die deutsche Entwicklungsagentur für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zahlt afghanischen lokalen Mitarbeitern, die in Afghanistan bleiben wollen, ein Jahresgehalt im Voraus, obwohl sie offiziell nicht mehr angestellt sind.

„Wenn Kollegen das Land verlassen wollen, werden wir alles tun, um sie zu unterstützen“, sagt Simone Pott von der Welthungerhilfe. In der Provinz Faryab im Nordwesten des Landes blieben bislang Schulen mit rund 150 Beschäftigten geöffnet.

Flader erkennt an, dass lokale Mitarbeiter nicht sicher sind. Sie wüsste aber, wie wichtig ihre Arbeit ist, und "sie wissen schon lange, dass der afghanische Staat nicht funktioniert". Das Land tritt in die Nach-Merkel-Ära ein.

Quelle: FreiesNachrichtenblatt.com

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