Donnerstag, 19. August 2021 Share: YouTube RSS

Nach Afghanistan: Deutschland überdenkt seine Militäreinsätze

Afghanistan war Deutschlands längstes und größtes militärisches Engagement in der neueren Geschichte, aber nicht das einzige. Das Debakel dort hat eine neue Debatte über den Truppeneinsatz des Landes an anderer Stelle ausgelöst.

Jahrzehntelang blieb die Bundeswehr heimatverbunden oder spielte kleine, kampflose Rollen bei internationalen Einsätzen. Die Anschläge vom 11. September 2001 veranlassten die USA, sich erstmals auf Artikel 5 der NATO – die gemeinsame Verteidigungsklausel des Bündnisses – zu berufen. Es kostete das Land 59 Menschenleben und mindestens 12,5 Milliarden Euro (14 US-Dollar).

Die Bundeswehr ist an elf Auslandseinsätzen mit 2.500 Soldaten auf drei Kontinenten beteiligt. Dazu gehört eine Präsenz im Irak, im Libanon, im Baltikum, im Mittelmeer und vor der Küste Somalias. Jeder birgt Risiken, aber nur wenige von ihnen beinhalten Kampfhandlungen und die meisten fallen unter einen multinationalen oder Vereinten Nationen-Schirm.

Jeder Einsatz, an dem sich die Bundeswehr beteiligt, sei ein eigener Einsatz, sagt Sebastian Schulte. "Keine andere Operation, die sie derzeit durchführt, ist so wie Afghanistan", sagt er.

Mehr als die Hälfte der gesamten deutschen Einsatzkräfte sind dort im Rahmen von Friedens- und Ausbildungsmissionen mit den Vereinten Nationen und der Europäischen Union. Der Bundestag hat 2013 erstmals die Entsendung von 150 Soldaten zur UN-Friedensmission genehmigt.

Der Mali-Einsatz sorgte in Deutschland wegen fehlender politischer Fortschritte und einer sich verschlechternden Sicherheitslage für Aufregung. Mindestens zwei Staatsstreiche haben in den letzten Jahren stattgefunden. "Es liegt in unserem eigenen Interesse, dass Mali weiter stabilisiert und entwickelt wird, aber nicht nur militärisch", sagt Klaus Wittmann.

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Deutschlands sozialistische Linke ist die einzige Partei, die Militäreinsätze kategorisch ablehnt. Wenn es nach ihnen ginge, wäre auch Deutschland aus Mali raus. Mali teilt einige Aspekte mit Afghanistan: eine sich ausweitende Mission zur Stützung einer instabilen politischen Situation, die von Militanten bedroht wird.

Cem Özdemir: Bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit könnte eine bewaffnete Intervention notwendig werden. Westmächte hätten in den 1990er Jahren nur zögerlich gegen ethnische Säuberungen auf dem Balkan und Völkermord in Ruanda vorgegangen, sagt er. Verteidigung und Außenpolitik spielen bei deutschen Wahlen in der Regel keine große Rolle.

"Das Timing mit Wahlkampf und Wahl ist, zynisch gesprochen, gut", sagte Griephan-Redakteur Schulte. "Das zwingt die Kanzlerkandidaten, ernsthaft über die militärischen Fähigkeiten Deutschlands zu diskutieren", sagte er. Sie können sich für den wöchentlichen E-Mail-Newsletter Berlin Briefing anmelden.

Quelle: FreiesNachrichtenblatt.com

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