Donnerstag, 26. August 2021 Share: YouTube RSS

Meinung: Ukraine könnte vom Gastransitland zum Wasserstoffexporteur werden

Die Fertigstellung der Ostseepipeline Nord Stream 2 und die ehrgeizigen Klimaziele der Europäischen Union bieten der Ukraine eine Chance, ihre Energieabhängigkeit von Russland zu verringern, sagt Oliver Rolofs.

Die von Berlin und Washington für diesen Notfall vereinbarten Sanktionen gegen Moskau haben dem Kreml wenig gebracht. So waren beispielsweise Österreichs Erdgasspeicher noch nie leerer. Auch in Deutschland liegen die Gasvorräte derzeit weit unter dem Normalwert.

Die ersten Lieferungen nach Deutschland über die Ostsee könnten im Oktober über den ersten Strang der 55-Milliarden-Kubikmeter-Pipeline kommen. Obwohl die Linie noch nicht in Betrieb ist, trocknet Gazprom bereits den konventionellen Transit durch die Ukraine aus.

Europas ehrgeizige Pläne zur Klimaneutralität bis 2050 werden zu weniger Erdgasimporten aus Russland führen. Der Klimawandel schafft neue geopolitische Realitäten, die Russland mit der Zeit lukrative Einnahmequellen sowie seine wichtigsten Macht- und Einflussmittel kosten werden.

Die Ukraine ist für ein Drittel ihres jährlichen Erdgasverbrauchs von 30 Milliarden Kubikmetern auf Importe angewiesen. Das heimische Förderdefizit wird durch Importe aus der EU gedeckt, da der ukrainische staatliche Gaskonzern Naftogaz seit 2015 keine Lieferungen aus Russland mehr erhält. Die Ukraine hat derzeit europaweit die größten Wachstumschancen bei der Erdgasförderung.

„blauer Wasserstoff“ könnte sich als wertvolle Brückenlösung für die eigene Energie- und Mobilitätswende erweisen. Auch beim „grünen Wasserstoff“, der nicht klimaneutral in großen Mengen produziert werden kann, hat es einen Vorteil. Mit blauem Wasserstoff wird das entstehende CO2 aufgefangen und unterirdisch gespeichert.

Deutschland hat zugesagt, mindestens 175 Millionen US-Dollar (149 Millionen Euro) als Zuschuss zum Fonds beizutragen und bilaterale Energieprojekte zu unterstützen. Die USA und Deutschland haben sich verpflichtet, insgesamt 1 Milliarde US-Dollar für den Fonds aufzubringen, wobei Investitionen des Privatsektors in die grüne Energiezukunft der Ukraine als Priorität gelten.

Oliver Rolofs ist politischer Kommentator und ehemaliger Kommunikationschef der Münchner Sicherheitskonferenz. Auf der Konferenz etablierte er das Energiesicherheitsprogramm. Er ist auch ehemaliger Kommunikationschef der Deutschen Sicherheitskonferenz, wo er das Programm aufgebaut hat. Rol ofs ist derzeit ein leitender politischer Kommentator.

Quelle: FreiesNachrichtenblatt.com

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