Mittwoch, 1. September 2021 Share: YouTube RSS

Meinung: Die EU braucht keine weitere Angela Merkel

Angela Merkel wird die Bühne der Europäischen Union verlassen – und es wird Zeit, sagt Cristina Burack von der DW. Die EU muss mit ihrem reaktiven Stil brechen, um die Herausforderungen zu meistern, denen sie gegenübersteht.

Merkel ist auf EU-Ebene schon lange ein wichtiger Akteur. Sie hat ihren gerechten Anteil an Krisen im Block gesehen und gemeistert. Aber obwohl sie am Ende des Tages immer für Team EU zieht, hat sie oft erst gehandelt, nachdem sie sich so lange wie möglich der Entscheidungsfindung entzogen hat.

16 Jahre reaktive Politik. Viele ihrer Entscheidungen auf EU-Ebene waren der Stoff von schleppenden, kurzfristigen Umbrüchen oder gar keine andere Option mehr.

Die harten Sparauflagen der griechischen Rettungs- und Hilfspakete führten auch zu Kritik, dass Merkel anderen Ländern den "deutschen Weg" aufzwinge. Als 2015 Millionen syrische Asylsuchende in Europa Zuflucht suchten, traf Merkel die politisch mutige und moralisch korrekte Entscheidung, Deutschlands Grenzen nicht zu schließen.

Merkel ist per Definition auf die Beibehaltung des Status quo eingestellt. Sie ist nicht bereit, einen Schritt nach vorne zu machen, bis sie mit dem Rücken an einer Wand steht. Dies hat zwar dazu beigetragen, dass die EU bisher nicht weitergekommen ist, aber es reicht nicht mehr aus.

Die nächste deutsche Kanzlerin muss jemand sein, der nicht nur im Team ist, sondern auch mithalten kann. Russlands kompromisslose Haltung verlangt nach jemandem, der potenzielle zukünftige Pattsituationen vorhersehen und vorbereiten kann, anstatt nach jemandem, der seinen Nachbarn aus inländischen Energieinteressen umgeht.

Der nächste deutsche Bundeskanzler kann direkt zu Hause mit der Gestaltung der EU-Zukunft beginnen. Eine ECFR-Umfrage vom April ergab, dass satte 45% der Deutschen entweder ambivalent gegenüber der EU-Mitgliedschaft sind oder dies für eine schlechte Sache halten. Die nächste Kanzlerin muss leidenschaftlicher kommunizieren, EU-Erfolge verkaufen und bei ihren Bürgern Vertrauen und Begeisterung wecken.

Quelle: FreiesNachrichtenblatt.com

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