Mittwoch, 15. September 2021 Share: YouTube RSS

Meinung: Der Geist der EU ist willig, aber das Fleisch ist schwach

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich in ihrer Keynote-Rede ehrgeizige Ziele gesetzt. Das Problem ist das Zaudern der Mitgliedsstaaten. Jetzt sei mehr denn je die Zeit für konkrete Maßnahmen, sagt Bernd Riegert.

Ursula von der Leyen beschreibt in ihrer jährlichen Rede zur Lage der Europäischen Union das Gesundheitszeugnis der EU. Sie appellierte an den Gemeinsinn der Mitgliedstaaten, nicht immer überzeugend, aber immerhin machte sie den Eindruck, sich nicht vor Verantwortung und Pflichten zu drücken.

Die EU-Kommission ist nicht die europäische Regierung. Es ist eine Behörde, die Vorschläge macht, Initiativen auf den Weg bringt und dann auf den Willen der Regierungen der Mitgliedstaaten angewiesen ist. Während der Coronavirus-Pandemie hat die Kommission trotz anfänglicher Schwierigkeiten erfolgreich die notwendigen Impfstoffe bereitgestellt.

Von der Leyen hat nicht angegeben, wie sie dieses Problem angehen will. Sie beklagt zu Recht den skandalösen Impfstau in Afrika und anderen Teilen der Welt. Aber es gibt die Sicherheitsherausforderungen, vor denen die EU steht. Sie sind einfach überwältigend – von Afghanistan über China bis hin zur Cyberkriegsführung.

Die Kommission kann zappeln, ermahnen und drohen, so viel sie will, aber das bringt nichts. In von der Leyens Rede gab es nichts, was auch nur auf eine Lösung hindeutete – es sei denn, man rechnet mit einem geplanten Gipfeltreffen mit Afrika im nächsten Frühjahr. Ähnlich düster ist die Lage in der Migrationspolitik.

Von der Leyen machte keine Skrupel zu betonen, wie sehr ihr dieses Thema am Herzen liegt. Aber auch hier tritt sie gegen die Mitgliedstaaten an, die sich noch nicht darauf geeinigt haben, wie sie längst überfällige Maßnahmen zur CO2-Neutralität organisieren und bezahlen sollen.

Von der Leyen beschwor die Gemeinsamkeit, die Werte und den Willen aller Europäer, ehrgeizige Ziele zu erreichen. Die Arbeit im kommenden Jahr bis zur nächsten Rede zur Lage der Europäischen Union wird eine Herausforderung sein.

Quelle: FreiesNachrichtenblatt.com

Verwandte Artikel

×