Dienstag, 11. Januar 2022 Share: YouTube RSS

COVID-Proteste in Deutschland: Orchestrierte Wut

Demonstranten gegen Pandemiebeschränkungen haben ihre Strategie geändert und versuchen, Vorschriften zu umgehen, indem sie in kleinen Gruppen marschieren. Doch oft schlagen diese Proteste in Gewalt um, wie DW-Reporter Hans Pfeifer in Sachsen beobachtete.

Streifenwagen der Polizei haben die Straße abgesperrt, hundert Beamte sind im Einsatz. Für die Teilnehmer der Proteste gegen die COVID-Beschränkungen gibt es kein Durchkommen. Ein Mob aus Dutzenden von Männern versucht, die Straßensperre zu durchbrechen und die Polizei zu überrennen. Es kommt zu Schlägereien und Festnahmen.

Freiberg ist zu einem Hotspot des Protests im ostdeutschen Bundesland Sachsen geworden. Demonstranten behaupten, einen harmlosen Spaziergang durch die Stadt zu machen, und fordern ein Ende der pandemiebedingten Beschränkungen und Pläne für obligatorische Impfungen.

Die Demonstrationen in Freiberg sind illegal, weil sich in Sachsen nicht mehr als zehn Menschen versammeln dürfen. Die Demonstranten haben dieses Verbot in ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei verwandelt. Bei einem Pfiff setzen sie sich dann in Bewegung und schließen sich zusammen. Als die Polizei zurückdrängt, zerstreuen sie sich schnell wieder.

Die Protestaktion an diesem Montag wird dominiert von bulligen Männern in Hooligan-Outfits mit Symbolen der rechtsextremen Szene. Viele von ihnen kommen nicht aus Freiberg und sind eigens angereist, sagt Lokaljournalistin Astrid Ring. „Heute ist die Stimmung besonders aggressiv“, sagt Ring.

Die rechtsextreme Gruppe "Freie Sachsen" kündigte immer mehr gleichzeitige Aufmärsche für Montags an. Die Rechtsextremisten nutzen Chatgruppen der verschlüsselten Messaging-App Telegram, um die Protestaktion zu organisieren und Hass zu schüren. Polizisten werden als Milizionäre und Söldner beschimpft. Politiker und Gegner sind erklärte Volksfeinde.

Protest gegen die COVID-Leugner ist Teil der Initiative „Freiberg für alle“ Rund 5.000 Bürgerinnen und Bürger haben sich bereits angemeldet, um dem Mob auf der Straße entgegenzutreten.

Inzwischen gibt es in Sachsen viele ähnliche Initiativen in vielen Städten und Gemeinden. In Freiberg finden sie zunehmend Unterstützer. Sie halten sich an die COVID-Beschränkungen, die Versammlungen einschränken. So ist in Freibg der Gegenprotest auf den Straßen kaum sichtbar.

Jenny Fritsche ist Teil einer kleinen Gruppe von Gegendemonstranten in Freiberg. Sie ist verärgert über den Hass und die Gewalt, die sie in der Stadt wahrnimmt. Sie fühlt sich bedroht, weil sie sich gegen Rechtsextremismus einsetzt.

Der Begriff „Abendspaziergänge“ wurde auch für Anti-Migranten-Proteste verwendet, die 2014 von der PEGIDA-Bewegung in Sachsen angeführt wurden. Die Versammlungen brachten Tausende von Demonstranten auf die Straße, und Ablegergruppen tauchten im ganzen Land auf.

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Quelle: FreiesNachrichtenblatt.com

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